Die Inspiration - was in aller Welt wird mehr ersehnt, erträumt und
erfleht? Wonach könnten sich Geist und Seele gemeinsam stärker
verzehren? Wie, wenn nicht durch sie, transformieren sich Leere,
Routine und Stillstand in Weite, Dynamik und Kraft?
Und doch, das Inspirieren kann eine ziemlich undankbare Aufgabe sein.
Kaum dass ihm aus irgendeiner unerwarteten Himmelsrichtung ein
frischer Windstoss Auftrieb verliehen hat, ist der kreative Mensch
schon dabei, sich das, was ihm soeben noch neu, fremd und faszinierend
erschien, einzuverleiben, anzueignen und so zu verändern, dass niemand
- manchmal nicht einmal er selbst - noch auf den Gedanken kommen
würde, das Ergebnis sei etwas anderes als sein ureigenstes Geschöpf,
ganz und gar aus seinem inneren Reichtum entstanden.
Sobald aus einem flüchtigen Etwas eine Inspiration wird, ist diese
niemandem mehr zugehörig, der für sie Partei ergreifen könnte. Sie
selbst hat kein Mittel, um sich zu artikulieren (und sogar wenn sie
sich beschweren könnte, würde sie es wohl nur in den seltensten Fällen
tun - Reklamationen sind ihr wesensfremd); obwohl ein Argument
durchaus zu einer Inspiration werden kann, wäre die umgekehrte
Transformation nichts anderes als eine Geschmacklosigkeit.
Aus dem unscheinbarsten, einfachsten, alltäglichsten Motiv ein Werk zu
gestalten, dessen Dimensionen nichts mehr mit dem Ursprung seiner
Entstehung gemeinsam haben, ist für den Künstler ein enormes
Unterfangen - schwieriger, aber vielleicht eben auch beflügelnder, als
wenn er auf einem Thema von grosser Tragweite und Erhabenheit aufbaut.
Es sollte ihm deshalb verziehen sein, wenn er über seinem Ringen mit
dem Stoff (und mit sich selbst) jeden Gedanken an den Anstoss zu
seinem Schaffen von sich weist; nur allzu leicht zerfällt der
schöpferische Elan, wenn er sich selbst zu ergründen versucht.
Dankbarkeit kann die Inspiration nur vom Publikum erwarten, welches in
ihr eine geheime Verbündete erkennt - absichtlos und unbefangen,
einzigartig und vielgestaltig, ist ohne sie alles nichts.
Vaterländischer Künstlerverein
Veränderungen für das Piano-Forte über ein vorgelegtes Thema, componiert von den vorzüglichsten Tonsetzern und Virtuosen Wien's und der k.k. Österreichischen Staaten
Wien (1824), bey A. Diabelli et Comp.
Thema von Anton Diabelli (1781-1858) - Vivace
Var. 16, Johann Nepomuk Hummel (1778-1837)
Var. 4, Carl Czerny (1791-1857)
Var. 18, Frédéric Kalkbrenner (1785-1849) - Allegro non troppo
Var. 20, Joseph Kerzowsky (1791-?) - Moderato con espressione
Var. 21, Conradin Kreutzer (1780-1849) - Vivace
Var. 24, Franz Liszt - Knabe von 11 Jahren, geboren in Ungarn (1811-1886) - Allegro
Var. 26, Ignatz Moscheles (1794-1870)
Var. 31, Johann Peter Pixis (1788-1874)
Var. 28, Franz Xaver Wolfgang Mozart (Fils) (1791-1844) - Con fuoco
Var. 38, Franz Schubert (1797-1828)
Ludwig van Beethoven (1770-1827)
Diabelli Variationen C-Dur op. 120 (33 Veränderungen über einen Walzer von A. Diabelli) (1823)
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